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von Lady Griddlebone » 08.11.2008 10:39
Um ehrlich zu sein frag ich mich grad, wer hier wen verarscht. Der Arzt dich oder du uns....
Der Arzt sagt dir quasi, der Kater KÖNNTE höchstwahrscheinlich Harngrieß haben und gibt dir weder Futterproben mit, noch erklärt er dir, wie man den PH-Wert messen kann, noch nimmt er Blut ab, noch versucht er selber, Urin zu erhalten, noch macht er Ultraschall, noch röntgt er die Katze, noch macht er sonst irgendwas - ABER HAUPTSACHE DER ZAHN WIRD IRGENDWANN NÄCHSTE WOCHE GEZOGEN????????????????????
Liebe Annette, wenn die Folge der FLUTD (= Feline Lower Urinary Tract Disease; zu deutsch: Erkrankung der ableitenden Harnwege) eine Verstopfung der Harnröhre ist, dann wird deine Mieze vielleicht bis nächste Woche nicht mehr leben.
Und das ist kein Scherz.... Es wäre daher wirklich viel wichtiger, Midnight SCHNELLSTENS genau untersuchen zu lassen, anstatt dem Zahn ziehen entgegen zu sehen.
Ich schreibe dir jetzt hier mal in totaler Fleißarbeit die Dinge ab, die Frau Dr. Sabine Schroll (bekannte Tierärztin) in ihr feines Buch "Katzenkrankheiten" geschrieben hat:
Unter der Abkürzung FLUTD wird wieder einmal - wie so häufig bei der Katze - keine einzelne spezielle Erkrankung, sondern eine ganze Gruppe verschiedener Erkrankungen der ableitenden Harnwege, also der harnblase und der Harnröhre, zusammengefasst.
Ursachen:
Die mit Abstand (rund zwei Drittel aller Fälle) häufigste Ursache für eine FLUTD ist eine Blasenentzündung - die Feline Interstitielle Cystitis (FIC).
Die Ursache dieser Erkrankung ist bislang nicht vollständig geklärt. Ein wesentlicher Faktor bei der Krankheitsentstehung ist jedoch inzwischen bekannt: Es ist eine abweichende Antwort der Stress-Reaktion-Systeme der betroffenen Katzen selbst auf milde Stresseinflüsse. Der erhöhte Spannungszustand des Nervensystems (Sympathikotonus) mit gesteigerter Adrenalinausschüttung verursacht bei bestimmten Katzen eine Entzündungsreaktion in der Blasenwand. Folgen sind neben zahlreichen Entzündungssymptomen auch eine erhöhte Durchlässigkeit der Gefäße und Schmerzen.
Die zweite wichtige Ursache von FLUTD-Symptomen sind Harnkristalle und Blasensteine. Konzentrierter Harn, seltener Harnabsatz und geringes Harnvolumen fördern den Kristallisationsprozess in der Blase; daneben gibt es noch unzählige andere Faktoren, die zur Blasensteinbildung beitragen können. Generelle Risikofaktoren für Harnsteine sind Übergewicht, Inaktivität und zu geringe Wasseraufnahme. Steine in der Blase reizen die Schleimhaut und verursachen damit die oben beschriebenen Symptome.
Weitere, weniger häufige Ursachen von FLUTD sind bakteriell bedingte Blaseninfektionen (vor allem bei Katzen über 10 Jahren), Missbildung der Harnblase, Polypen oder Tumore der Blasenwand.
Eine dramatische und lebensbedrohliche Folge sowohl der FIC (Feline Interstitielle Cystitis; Blasenentzündung) als auch der Harnkristallbildung ist die Verstopfung der Harnröhre. Davon sind naturgemäß vorwiegend Kater betroffen, weil sie eine viel engere Harnröhre als Kätzinnen haben. Durch die Blasenentzündung befinden sich im Harn abgestorbene Zellen, Blutkörperchen oder sogar Blutgerinnsel, die mit eventuell zusätzlich vorhandenen Kristallen im Harn die Harnröhre verstopfen.
Achtung! Innerhalb weniger Stunden entsteht für den Kater eine höchst lebensbedrohliche und hochgradig schmerzhafte Situation durch den Rückstau des Harns!
Symptome:
Die Hauptsymptome von FLUTD und FIC sind:
- blutiger Harn
- häufiger und schmerhafter Harnabsatz in kleinen Mengen, "Pumpen"
- Harnabsatz an verschiedensten Stellen außerhalb des Katzenklos (Unsauberkeit)
- eventuell Schmerzäußerungen und Schreien beim Harnabsatz
Einige Katzen mit Schmerzen in der Blase ptzen sich sehr intensiv am Bauch über der Blase und werden in diesem Bereich nackt.
Diagnose:
Erste Hinweise auf die Diagnose liefern bereits das Verhalten der Katze und die oben geschriebenen Symptome, Darüber hinaus sind folgende diagnostische Möglichkeiten sinnvoll:
- Harnuntersuchung: Zur weiteren Abklärung wird der Harn analysiert - insbesondere auf Bltu, Eiweiß, fremde Zellen, Bakterien und Kristalle. Bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion und ganz besonders bei alten Katzen ist eine bakteriologische Untersuchung sinnvoll.
- Rötgen: Mit Röntgenaufnahmen (ohne und mit Kontrastmittel) können Steine und eventuell eine verdickte Blasenwand dargestellt werden.
- Ultraschall: Eine elegantere und meist viel aussagekräftigere Diagnosemöglichkeit als das Röntgen ist die Ultraschalluntersuchug. Mit ihr können Blasensteine und -grieß, Blasenschlamm (Ansammlung von Kristallen), oft sogar auch Blutgerinnsel, Polypen, Missbildungen und eine verdickte Blasenwand höchst effektiv sichtbar gemacht werden.
- Endoskopie: Eine noch bessere, aber noch nicht überall vorhandene Technik ist die Endoskopie der Blase. Hierbei kann die Blase mit einem durch die Harnröhre eingeführten, superfeinen optischen Gerät von innen besichtigt und es können kleine Schleimhautproben entnommen werden.
- Blutuntersuchungen: Sie geben Hinweise auf die Nierenfunktion, den Elektrolythaushalt und andere Organfunktionen. Dies ist insbesondere bei schon einige Zeit bestehendem Harnrückstau und Verdacht auf Allgemeinerkrankungen von großer Wichtigkeit.
Behandlung:
Eine verstopfte Harnröhre muss so schnell wi möglich freigespült werden oder die Blasenentleerung auf anderem Weg sicher gewährleistet werden. Unter Narkose oder Sedierung wird die Harnröhre vorsichtig freigespült, bis der Harnabsatz wieder funktioniert.
Wenn keine Ursache zu finden ist - also bei einer FIC -, steht die Schmerztheraphie im Vordergrund. Es ist besonders wichtig zu verstehen, dass diese Katzen auf Stressauslöser in der Umwelt reagieren, Ein grundlegener Teil der Behandlung ist daher die Optimierung der Lebensbedingungen durch katzengerecht gestaltete Wohnbedingungen. Eine Pheromontheraphie kann helfen, den emotionalen Spannungszustand zu reduzieren. in seltenen Fällen und vor allem bei schlecht kontrollierbaren wiederholten Krankheitsschüben ist die zusätzliche Theraphie mit sogenannten trizyklischen Antidepressiva zur Spannungslösung sinnvoll. Antibiotika sind nur dann sinnvoll, wenn eine bakterielle Infektion besteht, was bei einer jungen oder mittelalten Katze mit FIC nur äußerst selten der Fall ist.
Die Harnkonzentration und - zusammensetzung kann über eine spezielle Diätfütterung und/oder Nahrungsergänzung günstig beeinflusst werden. Generell gilt: Es ist besser, Katzen mit Harnwegserkrankungen mit Feuchtfutter (Dose, Frischhaltebeutel oder selbst gekocht) zu füttern.
ACHTUNG!
Die Harnröhrenverstopfung ist ein lebensbedrohlicher und schmerzhafter Zustand! Betroffene Katzen müssen sofort tierärztlich untersucht werden.