da ich momentan selbst damit zu kämpfen habe und es hier leider noch keinen Info-Thread dafür gibt, dachte ich mir erstelle ich mal einen Thread mit einigen allgemeinen Infos und meinen eigenen Erfahrungen. Hier können sich alle Leidgeplagten austauschen, sich gegenseitig Tips geben und Durchhalteparolen gepostet werden

Erstmal allgemein:
Was sind Giardien?
Giardien sind eine Gattung von kleinen Dünndarm-Parasiten. Sie werden, ähnlich wie Kokzidien, traditionell zu den Protozoen gezählt, d. h. es sind tierische Einzeller. Für den Menschen sind sie als Zoonoseerreger ansteckend.
Zur Fortbewegung nutzen Giardien ihre Geißeln. Mit Hilfe ihrer Bauchhaftscheibe sind die Durchfallerreger in der Lage, sich an der Darmwand des Wirts festzusetzen (ähnlich wie Saugnäpfe), d. h. sie dringen nicht in das Gewebe ein. Dort vermehren sie sich dann millionenfach auf der Oberfläche der Darmschleimhaut.
Um andere Lebewesen zu befallen, umgeben sich jeweils zwei Giardien mit einer schützenden Hülle und lassen sich über den Kot ausscheiden. Durch die Hülle sind sie tage- bis wochenlang geschützt, bevor sie vom neuen Wirt über verschmutztes Wasser oder Nahrungsmittel aufgenommen werden. Die infektiösen Parasiten bleiben in feuchten Böden bis zu sieben Wochen infektiös, in kühlem Wasser (4 °C) bis zu drei Monaten, wobei sie unter optimalen Bedingungen sogar mehrere Monate lebensfähig bleiben können.
Quelle: http://www.wikipedia.de/Giardien
Ansteckung
Die Giardiose kann sowohl Menschen als auch Tiere befallen. Giardien sind hoch ansteckend, eine Infektion kann schon durch die Aufnahme von nur zehn Zysten ausgelöst werden.
Die Infektion erfolgt auf verschiedenen Wegen, z.B. durch Schmierinfektion, den Kontakt mit dem Kot anderer infizierter Katzen, über Vogelkot, Stubenfliegen und auch über Nager (Wassertränken, Teiche, Vogelhäuschen!!). Auch durch die Aufnahme von kontaminiertem Wasser (z.B. Pfützen) oder nicht einwandfreiem Futter können die Tiere sich mit Giardien infizieren. Kommt ein Mensch mit dem Parasit in Berührung (z.B. durch Streicheln eines infizierten Tieres oder Kontakt mit kontaminiertem Wasser), kann auch eine Übertragung durch kontaminierte Kleidung, Schuhe oder Hände erfolgen.
Aufgrund der verschiedenen Übertragungswege sind auch reine Wohnungskatzen letztendlich vor einer Ansteckung nicht sicher.
Bis vor einigen Jahren bestand die Ansicht, dass neue Ausbrüche der Giardiose ausschließlich auf Reininfektion (also Infektion durch nicht beseitigtes infiziertes Material) zurückzuführen sind. Inzwischen hat man jedoch herausgefunden, dass Giardien sich bei manchen Tieren in die Gallengänge zurückziehen können und dort für Medikamente unerreichbar sind. In Stresssituationen reaktivieren sich diese Dauerstadien rasch und werden wieder ausgeschieden. Die betroffenen Tiere fungieren als Dauerausscheider.
Oft sind die Darmparasiten so hartnäckig, dass sich eine Behandlung der Giardiose über Wochen und Monaten hinzieht und der Hund oder die Katze sich immer wieder reinfizieren bis hin zur chronischen Giardiose.
Symptome
Giardien verursachen akuten oder chronischen Durchfall mit teilweise gelblichen, schleimigen Kot, gelegentlich auch mit Blut vermischt.
Die meisten Tiere sind munter und haben einen völlig normalen Appetit, nehmen eventuell aber rapide ab. Einige Tiere leiden möglicherweise aber auch unter Übelkeit, Erbrechen und Fieber.
Besonders betroffen sind Jungtiere, kranke und alte Tiere sowie stressgeplagte Tiere aus dem Ausland. Werden diese Tiere nicht frühzeitig behandelt, können Giardien zur Austrocknung und insbesondere bei jungen und schwachen Tieren im schlimmsten Fall zum Tode führen.
Erwachsene Tiere mit intaktem Immunsystem beherbergen Giardien oft auch ohne erkennbare Krankheitssymptome und können auf diese Weise ihre Umgebung unbemerkt infizieren.
Diagnose
Kommt eine Katze mit Diarrhö in die Praxis, dachte man früher nicht gleich an Giardien. Heute jedoch ist die Giardiose so häufig verbreitet, dass sich – sofern die klassische Durchfallbehandlung nicht binnen kurzer Zeit anschlägt – der Verdacht auf Giardien (oder evtl. auch Kokzidien) meistens bestätigt.
Für den Nachweis der Giardien untersucht man Kotproben. Zu beachten ist, dass die Zysten-Ausscheidung erst 2 – 3 Tage nach Diarrhö-Beginn erfolgt und nicht in jeder Kotprobe nachweisbar ist. Für ein sicheres Testergebnis ist es daher unbedingt notwendig, Proben von verschiedenen Tagen (mind. 3 aufeinanderfolgende Tage) und unterschiedlichen Kotausscheidungen zu nehmen.
Viele Tierarztpraxen halten entsprechende Schnelltests vorrätig, aber auch alle tiermedizinischen Labors können den Test durchführen. Ist der Test positiv, ist der Befall von Giardien als sicher anzusehen. Da die Parasiten sich in die Gallengängen und den Blinddarm zurückziehen können, kann eine Reinfizierung durch Zysten auch nach Wochen bis Monaten erfolgen. Der Test muss daher nach ca. 3 – 4 Wochen wiederholt werden und ggf. öfter, bis nach einer intensiven Behandlung ein negatives Ergebnis diagnostiziert wird.
Behandlung
Grundsätzlich gilt: Alle im Haushalt lebenden Tiere müssen behandelt werden!!! Die Ansteckungsgefahr darf nicht unterschätzt werden.
Es gibt 2 anerkannte Medikamente zur Behandlung von Giardien.
1. Panacur (Wirkstoff Fenbendazol): Dies ist meist die erste Wahl, da es die wenigsten Nebenwirkungen zeigt. Da sich - wie oben bereits beschrieben - die Giardien gerne während der ersten Behandlung in die Galle zurückziehen ist es unbedingt notwendig, nach den ersten 5 Tagen Panacur-Behandlung eine 3tägige Pause einzuhalten um anschliessend nochmals eine 5tägige Kur durchzuführen. Mit der Pause garantiert man, das sich die versteckten Biester wieder raustrauen und dann mit der 2. 5-Tages-Kur vernichtet werden. Panacur gibt es entweder als Tabletten oder als Paste. Da ich mir nicht gerade Freunde gemacht habe, als ich meinen dreien das Medikament per Einmalspritze ins Mäulchen gegeben habe, gebe ich meinen Katzen die Paste mit etwas Malzpaste vermischt, da sie diese vergöttern. Ich mische also Medikament und Leckerchen und schon wird alles fein säuberlich aufgeschlabbert.
2. Metronidazol: Ist leider schwierig zu handhaben, weil es fürchterlich schmeckt und somit schwer in die Katzen reinzubekommen ist, da hilft auch die leckerste Malzpaste nix

Auf beide Medikamente haben sich allerdings bereits Resistenzen gebildet und man kann leider nur von einer Wirksamkeit von ca. 70 – 75 % ausgehen. Beide Medikamente greifen nicht nur die Parasiten sondern auch die Darmflora an. Deshalb sollte zeitgleich während der Behandlung sowie mindestens 4-8 Wochen nach der Behandlung die Darmflora mit natürlichen Darmbakterien unterstützt werden.
3. Spartrix: Dies habe ich bislang noch nicht getestet, da es für Katzen nicht zugelassen ist. Allerdings wird es bereits von vielen Züchtern bei dem Kampf gegen Giardien eingesetzt. Es ist eigentlich zur Behandlung von Vögeln vorgesehen, was auch die Dosierung zeigt, denn pro 500g Gewicht muß eine Tablette gegeben werden. Das kann bei einem Maine-Coon mit einem Gewicht von 6-10 Kilo schon eine ganze Menge an Tabletten sein. Dies ist erstmal abschreckend, allerdings sind die Erfahrungen im Allgemeinen wohl eher positiv zu betrachten. Näher möchte ich hier nicht drauf eingehen, da ich es wie gesagt noch nicht selbst getestet habe. Es wäre nur meine erste Alternative Wahl zum Panacur.
Ernährung
Für alle Giardienfälle gilt: Sofort Trockenfutter weg! und noch wichtiger: KEIN GETREIDE!!!! Hiervon ernähren sich die Mistdinger nämlich. Die betroffene Katze über Nacht erstmal nicht mehr füttern und dann mit leicht verdaulicher Diätnahrung beginnen. Gekochtes Hühnchen, magerer Fisch oder Kalbfleisch mit 1 Eßl. gekochten Möhrchen und 1 Eßl Hüttenkäse in kleinen Portionen füttern. Auch Joghurt oder Quark können in kleinen Mengen gefüttert werden. Es ist auch immer erstmal für 4-8 Wochen Nassfutter zu bevorzugen. Man kann dieses Futter auch online im Internet auf Vorrat bestellen.
Verschiedene Mittel zur Unterstützung der Darmflora:
- Bactisel HK
- Luposan Moorliquid
- Heilerde
- Ulmenrinde
- Symbiopet
Hygiene
Da die Infektion durch die Weiterverbreitung der Giardien durch die ausgeschiedenen Zysten erfolgt, ist eine gute Hygiene notwendig, um den Kreislauf zu durchbrechen. Mit dem Dampfreiniger möglichst täglich alle Böden, besonders vor den Katzenklos reinigen. Der Durchfall ist möglichst sofort zu entfernen und im akuten Krankheitsstadium eine tägliche Reinigung des Katzenklos mit heißem Wasser, Dampfreiniger und Wodka vorzunehmen. Die Streu dabei auch austauschen. Die Schlafplätze der Katzen kann man mit alten Handtüchern abdecken und diese täglich bei mind. 75 Grad C waschen. Auch kann man Kratzbaum und sonstige Schlafplätze gut mit dem Dampfreinger behandeln. Schlafen die Katzen im Bett so ist empfohlen die Bettwäsche alle 3 Tage bei mind. 75 Grad C zu waschen. Bei Langhaarkatzen kann man überlegen die Katzen zu baden…aber nicht jede Katze läßt sich das gefallen. Und der wirkliche Nutzen sei dem Stress für das Tier einmal gegenüber gestellt. Wir haben auf die tägliche Reinigung der Katzenklos verzichtet und nur wechselweise alle 3 Tage das Streu komplett gewechselt. Ausserdem haben wir die Katzen nicht gebadet. Steht ein Trinkbrunnen zur Verfügung sollte dieser erstmal entfernt werden. Giardien Zysten sind im Wasser 2 Monate überlebensfähig. Die Näpfe und Trinkgefäße sollten täglich gewechselt und bei mind. 75 Grad C in der Spülmaschine gewaschen oder ausgekocht werden.
QUELLE: portal.villa-maine-coon.de
Hier erhält man viele verschiedene Aussagen. Es gibt viele, die alle Hygienemassnahmen penibel befolgt haben und trotzdem monatelang mit Giardien kämpfen. Genauso gibt es welche, die lediglich die Katzenklos und die direkte Umgebung bedampften und waren nach 6 Wochen Giardienfrei. Hier muß man einfach seinen eigenen Weg finden. Wir fahren momentan ganz gut damit, täglich die KaKlos zu kochen, neu zu befüllen, bei jedem Benutzen danach sofort den Kot zu entfernen, die kompletten Böden dampfzustrahlen. Die Schlafplätze sind zwar mit Handtüchern augelegt, diese werden allerdings momentan nur 1 mal wöchentlich gewaschen.
Abschließend gilt es wohl zu sagen: Der Kampf gegen die Giardien ist kein Sprint..es ist ein Marathon der viel Geduld, Audauer und gute Nerven braucht. Aber man sollte sich nicht zu verrückt machen. Solange die Katzen nicht abnehmen und fidel sind, ist es nichts Lebensbedrohliches. Lästig ist es allemal und ich wünsche jedem Leidgeplagten das der Kampf bald gewonnen ist!
Eure
Claudia


ps: Quelle Katzenschutzbund Köln e.V. wurde von mir teilweise ergänzt.