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Tierschutz wie wir ihn verstehen

Alles was sich um Tierschutz dreht.
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User 1341
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Tierschutz wie wir ihn verstehen

Beitrag von User 1341 » 18.07.2010 10:28

Hier wollen wir einfach nur darstellen, wie wir überhaupt dazu gekommen sind, uns im Rahmen unserer Möglichkeiten für Katzen einzusetzen.
Jetzt kann man natürlich sagen: Überlaß das den Tierschutzvereinen (TSV). Die sind doch dafür da.
Sicher kann man das sagen. Und es gibt viele TSV, die sehr gute Arbeit machen. Sie sehen noch sicher sehr viel mehr Tierelend als wir das tun. Bei Nutz- und Haustieren. Doch leider werden unserer Meinung nach nicht immer alle rechtlichen Möglichkeiten, die vorhanden sind, effektiv genug ausgeschöpft. Weder von Veterinärämtern als entscheidende zentrale Ansprechstelle, der Polizei noch der Justiz (Staatsanwaltschaft/Richter). Das kann dann, und es ist ja auch zu beobachten, zu Frustration bei denen führen, die sich für den Tierschutz einsetzen.
Es gibt Not unter vielen Tieren, aber nicht jeder kann sich für alle Tiere einsetzen. So haben wir uns eben der Katzen angenommen, da wir da die Möglichkeit sahen mit den Mitteln die uns zur Verfügung stehen überhaupt etwas praktisches zu tun. Hinzu kommt, daß wir, um ehrlich zu sein, sicher auch nicht in der Lage sind es zu verkraften, wenn wir die komplette Bandbreite des Tierelendes auch noch sehen müßten.
Wir haben uns bewußt nicht vereinsmäßig organisiert, um so so unabhängig wie möglich zu bleiben. Mit allen Vor- und Nachteilen, die sich dadurch ergeben.
Wie oben schon erwähnt, gibt es viele TSV, die gute und sehr gute Arbeit machen. Aber eben lange nicht alle. Und das war auch ein Grund, warum wir uns veranlaßt sahen, auch etwas zu tun.

Das fing schon recht früh an.
Solange wir Katzen haben, ist keines der Tiere aus normalen Umständen zu uns gekommen. Welche Hintergründe sich dahinter verbergen, haben wir ja bei jedem Tier in unserer HP dargestellt, und müssen das hier nicht noch einmal ausführen. Nur soviel. Immer wieder mal, wenn wir es sahen oder uns jemand darauf aufmerksam gemacht hat, sind wir tätig geworden.
2006 dann zogen wir aufs Land und wurden sichtbar mit Katzenelend konfrontiert. Es liefen jede Menge echte Streuner hier herum, die z. T. extrem elend aussahen. Da konnten wir einfach nicht nur zusehen oder wegsehen, wie man es uns vorschlug. Das Katzenelend hier hatte und hat mehrere Gründe. Zum einen liegt es an der Einstellung der Bauern hier. Wenn man da wortwörtlich zu hören bekommt, daß das, was nichts einbringt auch nichts kosten darf, dann weiß man gleich wo die Reise hingeht. Das heißt doch letztlich nichts anderes, daß die Katze, die ja kein Nutztier ist und somit nichts einbringt, niemals einen Tierarzt zu sehen bekommt. Man kümmert sich einfach gar nicht um sie. Das widerum hat zur Folge, daß sie dann auch nicht kastriert wird, bei Erkrankungen damit allein fertig werden muß und sich letztlich in allen Belangen selber überlassen ist. Dadurch begünstigt gibt es also immer wieder Jungtiere, die sich dann später untereinander paaren. Inzest, Krankheit, Elend sind die Folgen. Aber auch andere Katzenhalter hier auf dem Land denken nicht sehr viel anders. Das gilt sicherlich nicht für alle. Aber doch für viele.
Diesen Kreislauf wollten wir unterbrechen und haben die Ärmel hochgekrempelt und begannen zu arbeiten.
Kastration
Dazu haben wir in einer unserer Garagen einen Platz hergerichtet, um Streuner anzufüttern. Wenn dann einzelne Tiere soweit vertrauen hatten, versuchten wir sie einzufangen. Hatten wir sie dann, versuchten wir deren Besitzer zu finden. In der Regel war keiner da. Also ließen wir das Tier dann auf unsere eigenen Kosten kastrieren. Wer nun glaubt, daß man dafür Ermäßigung bei den hiesigen TÄ bekommt, den müssen wir enttäuschen. Da tat sich nichts.

Aufklärung
Ein weiterer wichtiger Teil unserer Arbeit ist das aufklärende Gespräch. Das suchen wir wann immer es möglich ist. Ob es nun Kinder, also zukünftige potentielle Katzenhalter,sind, die bei uns am Zaun stehen und sich die Tiere ansehen. Oder der Nachbar oder anderer Dorfbewohner. Wann immer wir die Möglichkeit haben, sprechen wir mit den Leuten hier darüber. So lernen uns die Menschen hier näher kennen und unsere Beweggründe. Und diese Gespräche führten letztlich dazu, daß man uns hier inzwischen recht gut kennt und uns in Katzenfragen um Rat fragt. Ein schöner Erfolg wie wir meinen. Im Rahmen dieser Gespräche findet man aber auch immer wieder „Hardliner“. Diese zu überzeugen, daß es besser und sinnvoll für ihn ist, seine Katzen kastrieren zu lassen, ist immer ein hartes Stück Arbeit. Aber es lohnt sich. Nach nun über 4 Jahren hier ist es so, daß es hier im Dorf fast keinen Streuner mehr gibt. U. a. auch dadurch, weil wir auch der härtesten Nuss hier im Dorf die Zusage abringen konnten, uns um seine Tiere kümmern zu dürfen. Er selbst wollte auf keinen Fall etwas tun. Aber wenn wir die Kosten übernehmen, dann dürfen wir seine Tiere komplett versorgen. Dazu gehören dann eben am Anfang die Kastrationen und jetzt die Entwurmung, Entflohung und Krankheitsversorgung.

Vermittlung
Wir konnten auch viele Tiere derer wir habhaft wurden nach der Kastration vermitteln.
Die Tiere, die aus den verschiedensten Gründen nicht zu vermitteln waren, leben heute bei uns.

Die Erfolge sind heute sichtbar und fallen selbst den Menschen hier im Dorf auf. Das sind Erfolge, die uns in unserer Arbeit bestätigen.

Das alles gibt es nun nicht zum Nulltarif. Obwohl wir durch 2 Mietnomaden in erhebl. Probleme gerieten, die uns fast das Haus gekostet hätten, haben wir immer wieder einen Weg gefunden, unsere Arbeit zu tun. Dazu gehört oftmals auch Verzicht.
Urlaub gibt es für uns nicht. Ebenso keine Feiertage oder Wochenenden. Neue Möbel auch nicht. Aber da gibt es wunderbare Alternativen, wie z. B. Jugendwerkstätten, die alte Möbel aufarbeiten und günstig verkaufen.
Na ja. Und manchmal müssen wir auch an unserem Essen sparen, wenn es mal ganz dicke kommt.
Daher auch unsere HP, mittels der wir unsere Arbeit aufzeigen und Sponsoren, Spender und Paten suchen. Ganz stolz sind darauf, daß wir schon über die HP Anfragen zu Katzen bekamen und diese dann auch erfolgreich vermitteln konnten.

All das ist lohnenswert, wenn man sieht, daß es den Tieren bei uns gut geht und den Tieren, die bei anderen hier leben, es wesentlich besser geht, als es einmal der Fall war.
Und das ist Belohnung genug für uns.
So wie wir Tierschutz verstehen, ist es sicher nicht jedermanns Sache. Das können und wollen wir auch nicht voraussetzen. Wir können nur Denkanstösse geben und die Menschen bitten eben nicht wegzusehen, wo immer sie Tierelend sehen.

Wir könnten uns vorstellen, daß nun Fragen auftauchen. Keine Frage ist dumm. Wir werden versuchen alle Fragen die auftauchen auch zu beantworten.

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Fritz&Co
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Beitrag von Fritz&Co » 18.07.2010 12:49

Es ist doch mehr als traurig, es ist beschämend für uns Menschen, dass das Wort Tierschutz überhaupt existiert. :cry:

Ich bin in einer Familie großgeworden, in der Tierschutz immer sehr viel Gewicht hatte. Meine Eltern sind sehr tierlieb und haben mir und meinen Geschwistern das Verständnis für Tiere immer vorgelebt.
Alle Tiere die bei uns leben, ausser Moppel, stammen aus schlechter Haltung oder dem Tierschutz. Das fängt bei den Ponys an und hört bei den Hühnern auf.
Ich bewunder euer Engagement Bodo, euren bedingungslosen Verzicht auf Urlaub, Möbel ect.
So weit gehe ich allerdings nicht. Beruflich bin ich öfter zu Auslandsaufenthalten gezwungen, die oft an meine psychischen und pysischen Grenzen gehen.
Da brauch ich einfach mal ein paar Tage um zu relaxen. Du wirst mir zustimmen Bodo, das ist bei eurer Rasselbande einfach nicht möglich. Da hat man keinen geregelten 8 Stunden Ablauf. Das ist ein Fulltimejob. Ich seh das ja bei mir. Wenn ich mit Bea ein paar Tage Urlaub machen möchte, springt jemand von der Familie ein und versorgt unsere Tiere. Und wir haben keine 30. :)
Der finanzielle Aspekt ist natürlich auch ein riesen Problem für Tierschützer. Ich persönlich spende z.B. grundsätzlich bei keiner Instutition, ob Tierschutz oder sonstige Spendenaufrufe. Zu viele Leute machen sich die Taschen voll, während nur ein Bruchteil der Spenden bei den Bedürftigen ankommt.
Da fahre ich lieber zu unserem TH und bringe denen eine Rutsche Futter und Streu. Da weiss ich, dass es auch ankommt.
Ein weiteres Problem in punkto Spenden ist mit Sicherheit auch die Sensationsgier der Leute. Wenn irgendwo zu lesen ist, dass der Tierschutz 25 streunende Katzen eingefangen hat und nun nicht weiss wie er die Kastrationskosten bestreiten soll, interessiert das die wenigsten. Erst so reisserische Schlagzeilen mit entsprechenden Fotos von extremst gequälten Tieren lässt die Spendenbereitschaft ansteigen...
Wie dem auch sei Bodo, ich finde es toll was ihr im Laufe der Jahre auf die Beine gestellt habt! Auf wieviel ihr eigentlich für euch selbst verzichtet, ist vielen glaube ich gar nicht bewusst. Macht weiter so! :daum:

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Beitrag von User 1341 » 18.07.2010 13:17

Wenn man einen solchen Beruf hat wie du, so ist es durchaus verständlich wenn Du so handelst, wie Du es tust. Das muß jeder letztlich für sich entscheiden. Und daran hat auch keiner Kritik zu üben.

Was uns anbetrifft, so stellt der Vezicht an sich für uns gar kein so großes Problem dar. Eher schon sich öfter fragen zu müssen, wie es z. B. mit TA-Rechnungen weitergehen soll.
Wir sind zufrieden und glücklich die Bande hier zu beobachten, wie sie glücklich und zufrieden hier leben. Denn wir haben immer die Gewißheit, daß so manch ein Tier, das bei uns lebt, schon lange nicht mehr leben würde, wenn wir nicht eingegriffen hätten. Und uns macht es glücklich zu sehen, was wir hier im Dorf erreichen konnten, wenn wir mal spazieren gehen. Das ist ein irre schönes Gefühl, das für so manches entschädigt.

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Beitrag von Bea » 18.07.2010 19:52

Daniel hat ja schon einiges dazu geschrieben. Ich finde es schön, dass euch das so ausfüllt. Bei Tieren hat man im Gegensatz zu Menschen natürlich den Vorteil, dass sie für alles Gute was man ihnen zukommen lässt, einfach nur dankbar sind.
Momentan können wir einfach kein Tier mehr aufnehmen bei uns. Aber wer weiss, wir werden in absehbarer Zeit ja zweibeinigen Nachwuchs haben, vielleicht können wir da noch ein, zwei Notfellchen aufnehmen. :wink:

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Beitrag von User 1341 » 18.07.2010 20:04

Mensch das wär doch was. Dann hoffen wir das daraus etwas wird. Das würde uns sehr freuen. :daum:
Glückwunsch zur Schwangerschaft. :wink:

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Beitrag von Bea » 18.07.2010 20:12

Danke Bodo. :smile1:

Ich bin da etwas altmodisch und werde bis zur Kindergartenzeit zu Hause bleiben. Von daher hätte ich ja die Zeit. :wink:

mönchen

Beitrag von mönchen » 19.07.2010 15:09

Hi ihr zwei, ja das habt ihr sehr schön ge-und beschrieben :daum: was immer sehe ist das viele Kinder schon im jungen Jahren, nicht von den Eltern lernen, das die Tiere Lebewesen sind und man die Respektvoll zu behandeln hat, nein die Eltern finden das auch noch lustig, wenn ihre Kleinen ,Tauben jagen, Katzen erschrecken, Insekten tottreten :pillepalle:
da könnt ich mich echt vergessen, und versuche (den Kleinen) das näher zu erklären (weil bei den Eltern hat es eh meist kein Sinn ) warum man das nicht tut :roll: Naja ihr habt es euch eben zur Aufgabe gemacht und das macht ihr großartig und ich zieh den Hut vor Euch :knuddel: :freunde:

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