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Verhalten einer Handaufzucht

Hier könnt Ihr über das Verhalten Eurer Katze diskutieren. Wofür stehen das Beschnuppern, das Reiben, um die Beine schnurren etc
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Flipper
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Verhalten einer Handaufzucht

Beitrag von Flipper » 30.09.2013 09:21

Wer hat Erfahrungen mit einer Handaufzucht?
Wir haben unseren Kater gefunden als er ca. 1 Woche alt war, blind, taub, 128 Gramm Gewicht.
Zwischenzeitlich ist er 5 Monate alt, ein gesunder und leider auch sehr wilder kleiner Kerl.
Mir ist klar, dass es Handaufzuchten an der notwendigen Sozialisation durch die Geschwister und Mutter fehlt.
Sie kennen keine Grenzen, weil die von mir gesetzten Grenzen dann doch nicht so schmerzhaft und einprägsam sind wie die innerhalb eines Wurfes.
Wir haben zwar noch 2 ältere Katzendamen, die beiden hatten aber kein Interesse an der Mutterrolle. Sie haben ihn akzeptiert und raufen, spielen auch mal mit ihm, aber deren Warnungen und "Pfotengreiflichkeiten" interessieren ihn nicht die Bohne. Bis jetzt gab es trotz manchmal heftiger Auseinandersetzungen keine Bisse oder anderen Verletzungen, die dem Kleinen mal eine Lehre gewesen wären.
Ansonsten tut er wirklich alles, was er nicht sollte. Ich bin in der Hinsicht zwar tiefenentspannt und versuche ihn so viel wie möglich zu beschäftigen und auszupowern, aber die Schäden an Möblen, Pflanzen, Händen und Beinen treiben mich manchmal auch fast in den Wahnsinn.
Außerdem liebt er Wasser. Er geht mit unter die Dusche (wir haben eine offene und können das nicht verhindern), er sitzt im Waschbecken, er liebt das Spülbecken in der Küche. Je nasser alles ist um so herrlicher für ihn. Das ist zwar witzig, aber kann vor allem in der Küche auch nerven oder gar mal gefährlich werden. Aufgrund dieser Leidenschaft haben Erziehungsmaßnahmen mit einer Wasserpistole dummerweise keinen Erfolg, sie sind eher Belohnung.
Dann kann es in seinem Eifer ums Nass auch passieren, dass er einfach in die Spüle pinkelt. Bis vor einiger Zeit hat er in die Dusche gepinkelt, wenn er super aufgeregt war. Wenn ich sehe das er anfängt zu scharren packe ich ihn und setzt ihn in sein Klo und dann macht er auch dort. Aber anhand der gelegentlichen Gerüche gehe ich davon aus das er es nicht so genau nimmt wenn er alleine Zuhause ist.
Vor mir, als Chefin und Mutterersatz, hat er einigermaßen Respekt und er schmust leidenschaftlich mit mir.
Meinen Lebensgefährten fällt er regelmäßig aus heiterem Himmel an, wenn ich nicht da bin wird er richtig beisswütig und sein Temperament geht komplett mit ihm durch. Andersherum schläft er nachts am liebsten bei ihm.
Er darf bisher nur an der Leine raus. Einerseits wollen wir warten bis er kastriert ist und andererseits haben wir Bedenken weil er nun mal vor gar nichts Angst hat und ständig völlig hirnverbrannt rum rennt. Wenn er das draussen macht, dann liegt er gleich unter einem Auto, und wir haben hier weiß Gott nicht viel Verkehr.
Ich habe die Hoffnung, dass er nach der Kastration etwas ruhiger wird und vor allem mit 1-2 Jahren richtig ruhig wird.
Kann mir jemand diese Hoffnung bestätigen???? Vorher brauche ich mir wahrscheinlich keine Gedanken um die Erneuerung diverser Einrichtungsgegenstände zu machen.
Und ich kann es einfach nicht abstellen das er ständig auf die Tische springt, und auf den Regalen und Schränken rumturnt.
Er hat einen Kletterbaum, und wenn wir draussen sind darf er an der langen Leine Bäume hoch und runter klettern. Aber das Verbotene, und wenn die Chefin ihm dann auch noch hinterher hühnert und schimpft, macht ja viel mehr Spass.
Ich habe es schon mit einem pflanzlichen "Beruhigungsmittel" versucht, um ihn stundenweise mal runter zu holen. Das funktioniert zwar, aber eigentlich kann er ja nichts dafür und es ist eine bequeme Lösung um mal seine Ruhe zu haben. Deshalb bekommt er das nicht mehr. An den neuralgischen Stellen in unserem Haus habe ich schon regelmäßig in Essig getränkte Lappen gelegt um ihn fern zu halten. Dieser allgegenwärtige Geruch hat uns zwar fast die Sinne benebelt, aber war bis zu völligen Verdunstung dann doch eine gute Lösung. Bis zur völligen Verdunstung ..., hat er dann auch gemerkt.
Und das man solche Lappen auch umgehen kann, hat er dann auch gemerkt.
Und mit seinen Faxen ist an Gäste, am besten zum Essen, nicht zu denken. Wenn man ihn einsperrt heult er so mitleiderregend, dass man ihn spätestens nach einer Stunde wieder zu den Leuten lässt. Dann ist er froh, lieb, anschmiegsam für genau 2 Minuten, und dann geht's weiter mit der Vollgasrandale.
Wie gesagt, ich habe die Hoffnung das er irgendwann einmal ein Kater ist für den man sich nicht schämen muss und der mich bis dahin nicht in die Irrenanstalt gebracht hat.

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Re: Verhalten einer Handaufzucht

Beitrag von fanny85 » 30.09.2013 11:20

Hallo,
ich habe zwar auch eine Handaufzucht, aber mein Oskar ist ein lieber Kerl, der Erziehung durch Paulinchen und meinen Kaninchen erfahren musste :mrgreen: Vondaher kann ich da nicht unbedingt etwas zu sagen.
Ich habe aber eher das Gefühl, das der kleine Mann unter anderen Unterfordert ist :kratz: abhilfe würde da ein Raufkumpane in seinem Alter schaffen, da deine Mädels, wie du schreibst, nicht unbedingt interessiert an seiner Rauferei sind. Also falls es Platztechnisch bzw. Finanziell machbar ist, wäre das doch eine Überlegung wert :wink: Vorher würde ich ihn allerdings schonmal Kastrieren lassen, vielleicht bringt das auch schonmal ein wenig Ruhe rein.

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Re: Verhalten einer Handaufzucht

Beitrag von Pfirsicheis » 30.09.2013 12:15

Hallo,

erstmal herzlich willkommen hier im Forum.

Hmm...hört sich an wie Tony auf Entzug. :bruell:
Da dein kleiner Irrer schon 5 Monate ist, würde ich auch für eine Kastraktion stehenden Fusses plädieren. Dann kann sich erstmal der Testosteronspiegel langsam absenken und der Kerl kann eventuell wieder normal werden. Nein, nicht ernsthaft. Der ist wahrscheinlich einfach ein Verrückter.

Ich hab hier auch so einen, aber der kriegt Freigang. Ob meiner Handaufzucht ist, weiss ich nicht, da ich ihn als Fundkatze aus dem Tierheim habe. Aber so insgesamt zeigt er ein recht ähnliches Verhalten - wildes abgedrehtes Rumtoben, übermütig bis zum geht-nicht-mehr - in der gesamten Nachbarschauft schon bekannt, kuscheln und schmusen mit vollem Körpereinsatz, kriegt er keine Freigang geht hier die Luzie ab: gegen die Schränk und Fenster springen, schreien in allen Tonlagen, Vorhänge runterreissen.

Also erste Maßnahme: sofort kastrieren lassen. Die Idee mit dem Leinen-freigang finde ich schon mal ganz gut, so kann er aber leider keine Kumpel draussen kennenlernen.

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Re: Verhalten einer Handaufzucht

Beitrag von Flipper » 30.09.2013 12:29

Hallo Fanny,
mit 3 Katzen sind wir eigentlich restlos bedient. Platztechnisch und finanziell ist das zwar alles kein Problem, aber mit dann 4 Katzen käme ich mir vor wie ein Tier-Messi. Für meinen Lebensgefährten wäre das schon fast ein Trennungsgrund.

Eine Dame ist eine 14 Jahre alte Birma, eine reine Hauskatze. Dem entsprechend führe ich den täglichen Kampf gegen langes blondes Fell in der Wohnung und ihren diversen rasse- und charakterbedingten Befindlichkeiten. Sie ist eine Diva.
Die andere ist eine 15 Jahre alte Freigängerin, war sie schon immer, und verstand die anfänglichen "Spielereien" der Birma als permanente Bedrohung. Draussen ist es ja so, nur weiß die Birma das nicht.
Als wir, Herrchen und Frauchen, uns fanden, hatte jeder eine Katze. Die beiden zusammen zu bringen war schon ein Kraftakt. Eine große Liebe wurde es die letzten 12 Jahre nicht, eher ein geduldetes Nebeneinander.
Nun haben wir unser Findelkind dazu genommen. Und er mischt den Laden auf.
Ich arbeite zu 80 % von Zuhause aus, habe also viel Zeit den Kleinen zu beschäftigen. Anders wären die ersten Wochen mit Fläschchen geben usw. gar nicht machbar gewesen.
Mit dem Wasser habe ich so eine Theorie. Bei Katzenmamma hätte er gelernt, dass Wasser bäh ist. Da die menschliche Katzenmamma aber jeden Tag unter der Dusche steht und auch sonst immer wieder die Finger im Wasser hat, kann das nicht bäh sein. Katzen haben keine angeborene Abneigung gegen Wasser, sie sind ja auch gute Schwimmer.
Aber abgesehen von den angeborenen Instinkten sind sie ja in der Kitten- und Kinderzeit auch Nachahmer.

Aber wie bereits geschrieben und von Dir auch "vermutet", ich habe die Hoffnung auf Besserung mit zunehmenden Alter.
Er ist sehr Geräuschempfindlich, ich habe mir schon überlegt eine Dose mit Steinen o.ä. zu füllen, und diese dann durch schütteln oder als Wurfgeschoss einzusetzen wenn er etwas tut was einfach gar nicht geht.
Witziger Weise hat er auch Respekt vor ganzen Klopapierrollen. Die tun nicht weh wenn er sie nachgeworfen bekommt, aber sie sind groß und hinterlassen zumindest einen gewissen Druck beim Aufprall am Hinterteil.
Dem entsprechend liegen allzeit bereit Klopapierrollen bei uns griffbereit.

In der ersten Zeit, als ich den Kleinen hatte, habe ich mir viel Rat bei Fachleuten geholt weil nicht immer alles so ganz glatt lief. Und alle haben mir gesagt was für tolle, liebenswerte Katzen mit Handaufzucht werden.
Er ist mein Schätzchen, und er ist mein persönlicher Albtraum. Vor kurzem meinte der Tierarzt schmunzelnd, jeder bekäme seine Prüfung oder Strafe im Leben. Was von beidem der kleine Kater in meinem Leben sei müsse ich selber abwägen. Danke fürs Gespräch!

Flipper
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Re: Verhalten einer Handaufzucht

Beitrag von Flipper » 30.09.2013 12:46

Hallo Pfirsicheis,
ja, dieses Forum ist wirklich gut. Ich musste herzhaft lachen als ich es entdeckte, Chaoskatzen, wirklich passend.

Ich wollte meine Racker schon früh, mit 2,5 kg, kastrieren lassen. Auch um meine 2 alten Ladies vor jeglichem pupertären Gehabe zu schützen. 2 Tierärzte haben mir dies aber verweigert. Zu früh, zu gefährlich wegen evtl. Spätfolgen bei den Harnleitern, Narkoserisiko. Ich hatte die Info, dass man so Kleine mit Narkosegas ins Schläfchen schicken kann, aber das macht fast keiner. Die Ratschläge waren, durchhalten, durchhalten, durchhalten.
Oder einen gleichaltrigen Kessler dazu holen. Aber wie schon geschrieben, irgendwann ist es genug mit Katzen. 3 reichen gut aus. Ohne Katzenhaare ist man nicht richtig angezogen?! Dann bin ich mit unserer Birma ja bestens gekleidet.

Also, der Haustierarzt meinte mit 7 Monaten macht er es dann. Aber ich solle mir keine allzu großen Hoffnungen machen. Vielleicht tritt gar keine Wesensänderung ein.

Mein Barny ist wirklich ein armer Irrer. Die meiste Zeit des Tages kommt er quer, mit vollem Angriffsprogramm um die Ecken gerast. Er frisst wie ein Scheunendrescher, ist ein gesunder, schöner kleiner Racker. Er beisst wie bekloppt um in nächsten Moment in Tiefschlaf zu fallen. Nachts ist er ruhig, aber ab 6 Uhr ist Rock`n Roll angesagt. Hunger und spielen!

Die ultimative Erziehungsmaßnahme gibt es wohl nicht. Abwarten, Ruhe bewahren, eine extra Haftpflichtversicherung für ihn abschließen wenn er dann mal die Umgebung unsicher machen darf. Und sich freuen das man ihn groß bekommen hat.
Mehr geht nicht.

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